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Prlekija

Von allen slowenischen gastronomischen Regionen müsste eigentlich das Prlekija an der ersten Stelle stehen. Denn dieses Gebiet erhielt seinen Namen nach dem mundartlichen Wort "prle", das auf Deutsch "zuerst, als erster" heißt.

Im Prlekija, dessen größte Stadt Ljutomer ist, wird der Landwirtschaft schon seit jeher großer Wert beigemessen. Es sind vor allem der Weinbau, die Schweinezucht und die Pferdezucht, die die Menschen in dieser Region ernährten. Berühmt sind die Traberpferde aus Ljutomer; und die Pferderennen, die hier veranstaltet werden, sind ein Publikumsmagnet. Die regionale Küche basiert auf dem reichen Erbe der traditionellen regionalen Gastronomie. Und die wäre ohne Wein nicht auszudenken. Liegen doch die berühmten Lagen rund um Jeruzalem in diesem Gebiet. Wie Jeruzalem zu seinem Namen kam, erzählt die Legende über die Kreuzritter, die auf ihrer Heimreise aus dem Heiligen Land in dieser weinreichen Gegend überwintert haben und einige sogar für immer geblieben sind. Ob Legende oder Wahrheit, Folgendes stimmt garantiert: Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Menschen, die sympathische weibliche Bevölkerung, die ausgezeichnete Küche und die edlen Weine waren die Hauptmotive, dass die berühmten Kreuzritter so lange in dieser malerischen Gegend verweilten.

Der Vorzeigewein dieser Weingegend ist der Šipon, der in Ungarn Furmint heißt. Weil diese Rebsorte das spätere Lesen ermöglicht, ist dieser Wein extraktreich, harmonisch und rassig. Jahrgang 1983 war einer der besten sowohl für den Šipon wie auch den Beli Pinot (Weißer Pinot). Natürlich gedeihen in den bevorzugten sonnigen Lagen Železne dveri, Kajžar, Brebrovnik, Slamnjak, Jeruzalem, Radomerščak, Kog, Vinski vrh und Strmec noch weitere ausgezeichnete Rebsorten wie Laški rizling (Welschriesling),  Renski rizling (Rheinriesling), Sauvignon, Rulandec (Ruländer), Muškat otonel (Muskat Ottonel), Rumeni muškat (Gelber Muskateller) und Traminec (Traminer). Um eine möglichst ertragreiche Ernte in den ausgezeichneten Lagen einzufahren, wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Klopotec (in der Südsteiermark: Klapotetz) erfunden, ein mehrflügeliges Windrad mit Schlagbrett und Schlagwerk, dessen rhythmisches Geklapper die Vögel von den reifen Weintrauben vertreiben soll. So hat jedes Weinanbaugebiet in Nordosten Sloweniens seinen eigenen Klopotec. Für den Prlekija-Klopotec sind 4 Schlagbretter typisch im Gegensatz zu dem aus Haloze, der mit sechs Schlagbrettern klappert.

Eine geschützte Fleischspezialität ist das Prleška tünka - Kübelfleisch auf Prlekija-Art,  für das die heimische Schweinezucht das Grundprodukt liefert. Dazu werden bessere Stücke vom Schwein (Keule, Filet, Nacken) leicht gebeizt und geselcht oder gebrüht, dann angebraten, abgekühlt und in Holzbottiche gelegt und mit flüssigem Verhackerten gründlich übergossen. Auf diese althergebrachte Methode haltbar gemacht, bleibt das Fleisch besonders zart und saftig. Dünn aufgeschnitten zu Schwarzbrot, Zwiebel und Paprika ist es eine echte Delikatesse, und harmonisiert mit den edlen regionalen Weißweinen ideal.  

Eine weitere Spezialität dieser Region, die Prleška gibanica, lässt ihre Anhänger auf die Bauernhöfe und in die Landgasthäuser pilgern. Aus weißem Strudelteig in vier dünne Schichten gelegt, die mit einer Füllung aus Topfen, Eiern und Sauerrahm belegt werden, kann sie salzig oder süß verzehrt werden. In der süßen Variante werden in letzter Zeit oft Rosinen beigegeben. Wie in anderen gastronomischen Regionen ist auch hier der Hefekuchen Pogača sehr beliebt und wird auf diverse Arten zubereitet und unterschiedlich benannt (Postržjača, Ajdova pogača, Zlevanka, Kvasenica). Typisch für Prlekija hingegen ist der salzige oder süße Ajdov krapec. Der Hefeteig aus Buchweizenmehl wird dünn kreisförmig ausgerollt, mit gesalzenem Topfen und Sauerrahm bestrichen und im Holzofen oder Backrohr gebacken. Viele Genießer schwören darauf, dass der noch warme Ajdov krapec am besten zu den edlen Prlekija-Weinen schmeckt. Für andere wiederum harmonieren die heimischen Weine am besten mit den Sireki, den kegelförmigen, in der Sonne getrockneten Käsestücken. In der Winterzeit sind es die deftigen Čurke - Würste, die mit Buchweizengerste, Schweinefleisch und gebratenem Schweineblut gefüllt und gut gewürzt sind -, die auf den Bauernhöfen angeboten werden.

Das malerische Prlekija verzaubert nicht nur mit köstlicher Küche und Spitzenweinen, sondern auch mit Brauchtum. In den Dörfern und Weilern wird das traditionelle Handwerk aufrechterhalten und in Schauwerkstätten gezeigt. Ein Vorzeigebetrieb ist die Töpferwerkstatt Žuman in Ljutomer, wo man den Töpfern beim Werken zusehen und unter anderem die traditionelle Tonbackform für die Prleška gibanica kaufen kann.




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